Gastbeitrag

Vielfalt bewahren
Gastbeitrag  von Renate Krause im Bürgerblatt 12/23 ( vollständige Version)

ARTIKEL

“Bodenwöhr ist ein Ruhepol, eingebettet in einer malerischen Landschaft. […] Wie ein geheimnisvoller Spiegel liegt der 64 Hektar große See in Bodenwöhr schimmernd in seinem Uferkranz aus Schilf und Bäumen.” Ein wahres Paradies für Mensch und Natur, so lässt es zumindest die Beschreibung auf der offiziellen Seite der Gemeinde vermuten. Hier kann man vor der eigenen Haustür, sei es das traute Zuhause oder nur ein kurzer Urlaubsbesuch, sich an der Pflanzen- und Tiervielfalt um den Hammersee erfreuen, so zumindest das Versprechen. Dass aber Fauna und Flora verarmen und die Artenvielfalt rapide abnimmt, kann niemand mehr bestreiten. Vorbei die Zeiten, als Rebhuhn und Kiebitz ein häufiger Anblick auf Feldern und Wiesen der Gemeinde waren. Mitschuld trägt die intensive Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen, wo kein Feldrain mehr Schutz bietet und mit Chemie unliebigen Pflanzen und Tieren der Garaus gemacht wird.

Die gemeindlichen Rasenflächen gehören zu unterschiedlichen Zeiten gemäht. Es könnte an verschiedenen Stellen auch mal eine Wiese, die nur 2mal im Jahr gemäht wird , entstehen. Sie ist dann ein wichtiger Lebensraum für die Insekten. Das Schilf am Uferrand im Herbst jährlich abzuschneiden minimiert natürlich den Nährstoffeintrag , aber Kleinstlebewesen und die Ringelnattern ( Streng geschützt) verlieren ihren Lebensraum und ihre Überwinterungsplätze. Wasservögel wie Enten, wo sich manche  mehrfach im Jahr mausern,  Bereiche wo sie geschützt sind -denn in der Mauser sind sie flugunfähig.

Doch auch in den hauseigenen Vorgärten in vielen Siedlungen in der Gemeinde finden sich immer weniger sprießende Beete, hochragende Bäume oder wuchernde Hecken. Statt verschiedener Blumen, strukturreichen Hecken und im Herbst bunten Bäumen finden sich vermehrt versiegelte Wege, Schotterflächen und Steingärten. Alles eine Frage der Ästhetik, mag sich einer denken, aber es ist viel mehr als das. Ein vielfältig gestalteter Garten bietet Nektar und Pollen für die Insekten. Früchte, Samen und wuselnde Insekten im Herbst als Futter zum Vollfressen vor dem Winterschlaf oder für die Zugvögel auf ihren langen Flug in den Süden, genauso wie Verstecke für den Igel und Nestmöglichkeiten für junge Vogelpaare im Frühling.

Deshalb ist in den Bebauungsplänen der Grünordnungsplan enthalten. Er bildet die ökologische Grundlage für den Bebauungsplan. Er konkretisiert die Vorgaben des Landschaftsplans und integiert vielfach Aufgaben, die sich aus den Naturschutzgesetzen bzw. dem Baugesetzbuch ergeben. Die Bayerische Verfassung, Artikel 141 beinhaltet folgendes: “Es gehört auch zu den vorrangigen Aufgaben von Staat, Gemeinden und Körperschaften des öffentlichen Rechts, Boden, Wasser und Luft als natürliche Lebensgrundlagen zu schützen (…..) und eingetretene Schäden möglichst zu beheben oder auszugleichen, die heimische Tier- und Pflanzenarten und ihre notwendigen Lebensräume, sowie kennzeichnende Orts- und Landschaftsbilder zu schonen und zu erhalten“ .

Aber in Einzelfällen wird dieser außer Kraft gesetzt, verändert oder übergangen, oft mit Zustimmung der Gemeinden. Das mag im Einzelnen kein großes Problem sein, aber aus vielen kleinen Teilen ergibt sich ein Muster, welches die Naturschutzrichtlinien verletzt. Die Gemeinden sind dafür verantwortlich und in der Pflicht, nach ökologischen Aspekten zu handeln, die sie sich selbst auf die Fahnen schreibt.

Nebenbei kommt es zu einer enormen Flächenversiegelung im Gewerbegebiet ohne nachhaltige Ersatzpflanzung bzw. Ausgleichspflanzung nach Rodung des alten vorhandenen Waldbestandes. Deswegen wäre es umso wichtiger, wenn wenigstens in unseren Privatgärten noch grüne Rückzugsinseln für Schmetterlinge, Vögel und Co. verbleiben würden. Hierfür gibt es unter anderem die Initiative “Blühpakt Bayern” des Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, die neben Kommunen und Firmen auch Privatpersonen in der Gestaltung ökologischer Flächen unterstützt. Somit kann jeder einzelne direkt vor seiner Haustür einen ersten metaphorischen Stein für eine naturfreundlichere Gemeinde legen. Jeder naturfreundliche Garten ist für sich schon besonders, aber zusammen können sie in einer immer strukturärmeren und stillen Landschaft  ein Netzwerk aus belebten Oasen bilden, in der sich Mensch und Natur wohl fühlen dürfen.

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