LESERBRIEF zu geplanter Freiflächen-PV: „Mehrheit des Gemeinderats hat falsches Signal gesetzt“
Umweltschutz vs. Klimaschutz – eine paradoxe Konstellation? Kann es geben, wenn wie bei Neuenschwand eine Freiflächen-Photovoltaikanlage in die grüne Flur gestellt werden soll. Noch dazu, wenn Landschaftsschutz und Landwirtschaft gleichermaßen beeinträchtigt werden. Ein Konflikt, der nicht sein müsste, meinen unsere Leser Stefan und Anja Haberl aus Neuenschwand und beziehen sich auf die jüngste Mehrheits-Entscheidung im Gemeinderat Bodenwöhr.
Spätestens nach dem Super-GAU in Fukushima hat der Großteil der Bevölkerung unseres Landes erkannt, wie gefährlich Atomkraftwerke sein können, wenn sie außer Kontrolle geraten. Die Politik forciert seither aufgrund des Drucks aus der besorgten Bevölkerung die Energiewende und setzt dabei auch auf den Bau von Photovoltaikanlagen, die aus der Sonnenstrahlung den elektrischen Strom gewinnen, den unsere Gesellschaft so dringend nötig hat. Viele davon wurden in den letzten Jahren bereits auf Hausdächern installiert oder sind als Freiflächenanlagen an Autobahnen errichtet worden.
Trotz aller PV-Euphorie darf aber mit der Ressource „Boden“ nicht sorglos umgegangen werden und kritische Stimmen müssen erlaubt sein. Boden ist kostbar und wird – wenn der Flächenfraß durch Baumaßnahmen nicht ernsthaft eingedämmt wird – immer kostbarer. Politische Entscheidungsträger müssen sich deshalb mehr und mehr GUT überlegen, welche Flächen für eine Freiflächen-PV-Anlage freigegeben werden und somit im kommenden Vierteljahrhundert für eine andere Nutzung nicht mehr zur Verfügung stehen.
Solange noch riesige, bereits versiegelte Flächen wie Dächer, Parkplätze und Verkehrsflächen von Betrieben für eine umweltgerechte Energiegewinnung ungenutzt bleiben, darf man keinen Gedanken daran verschwenden, dafür Acker- und Wiesenflächen zu verwenden, die in den letzten Jahrzehnten landwirtschaftlich genutzt wurden. Besonders dann, wenn sich diese in einem Landschaftsschutzgebiet und in unmittelbarer Nähe zur Wohnbebauung befinden, gilt es die Stimme zu erheben.
Gerade in den letzten Monaten hat die regionale Gewinnung von Lebensmitteln an Fahrt aufgenommen und sieht sich bereits jetzt in Konkurrenz mit Investoren für PV-Anlagen. Wollen wir wirklich in naher Zukunft lieber unser täglich Brot aus dem Ausland importieren, da unsere wertvollen Ackerflächen für mindestens 25 Jahre durch PV-Platten blockiert sind?
Das ist nämlich in letzter Konsequenz die Folge, wenn man allzu sorglos Entscheidungen für das kommende Vierteljahrhundert trifft. Der Ausbau erneuerbarer Energiegewinnung ist sinnvoll und richtig. Er muss aber mit Maß und Vernunft, keinesfalls zu Lasten geschützter Flächen und vor allem nicht gegen den Willen der anliegenden Bürger geschehen.
Der geplante Bau der Freiflächen-Photovoltaik-Anlage stößt auf heftige Kritik – Ostbayern-Kurier – Ostbayern-Kurier
Bodenwöhr. Eine Freiflächen-Photovoltaik-Anlage soll in einem Landschaftsschutzgebiet bei Neuenschwand entstehen. Der Gemeinderat stand in seiner Sitzung am Donnerstagabend vor der Entscheidung, den Weg dafür freizumachen. Eine lebhafte Diskussion.
Flächen für eine umweltgerechte Energiegewinnung aus einem Landschaftsschutzgebiet zu entnehmen bzw. Biotope zu durchtrennen ist quasi so, als ob sich der Hund selbst in den Schwanz beißt. Aus vergangenen Sünden an der Umwelt – wie etwa Flussbegradigungen oder das Abholzen von Flurrainen – sollte man eigentlich seine Lehren gezogen haben, und sie dürfen sich nicht wiederholen.
Hier hat die Mehrheit des Gemeinderates Bodenwöhr in seiner jüngsten Sitzung leider das falsche Signal gesetzt. Man versteckt sich hinter einem pyramidenförmig aufgebauten Verwaltungsablauf anstatt klar Stellung zu beziehen für den Erhalt unserer Natur und für die Belange der besorgten Bevölkerung. An dieser Stelle ein deutliches „Nein“ zu formulieren, anstatt den Stein ins Rollen zu bringen, wäre die bessere Entscheidung gewesen.
Widerstand gegen den Bau der Freiflächen-PV-Anlage – Ostbayern-Kurier – Ostbayern-KurierBodenwöhr. Josef Dirmeyer ist empört. Und mit seiner Meinung steht er nicht allein. 42 Unterschriften hat er gesammelt und damit den Protest der Bürger untermauert, gegen den Bau der Freiflächen-Photovoltaikanlage in Neuenschwand, auf den Flurstücken
Wenn dann noch die Bedenken und Sorgen der Bevölkerung von Neuenschwand von einem Gemeinderatsmitglied als „Aufstand“ bezeichnet werden, drängt sich unweigerlich der Verdacht auf, dass es manchem Volksvertreter wohl lieber wäre, solche Entscheidungen lieber im stillen Kämmerlein zu treffen als in Anwesenheit zahlreicher Besucher bei einer öffentlichen Gemeinderatssitzung.“
Anja & Stefan Haberl, Neuenschwand